Wir wollen es wagen, uns zu bilden: Als Persönlichkeiten, die Verantwortung übernehmen. Als Personen, die sich gegenseitig etwas zutrauen. Als Menschen, die einander Raum zur Entfaltung geben.

Wir bilden Menschen
Was ist die Superkraft des Menschen? Vielleicht ein Und-ling zu sein, immer so vieles gleichzeitig: zwischen Ich und Wir, vernünftig und verrückt, voller Angst und voller Mut, bescheiden und größenwahnsinnig, ein Bleib-so-Wesen und Entwickle-dich-Wunder, gut so und unfertig.
An Sankt Afra bilden und fördern wir den ganzen Menschen. Das heißt, du darfst du selbst sein und wirst herausgefordert, zu werden, wer du sein könntest. Dich im Austausch mit den anderen weiterzuentwickeln zur »educated person«: eine, die ihre Möglichkeiten für sich selbst und andere fruchtbar macht. Superkraft Phantasie-Anregen. Superkraft Fragen-Stellen. Superkraft Möglichkeiten-Ahnen.
Wenn das »sapere« aus »sapere aude« auch in homo sapiens steckt, könnte ich es also auch mit »Wage es, Mensch zu sein« übersetzen?
Potentialjunkies
Deshalb schärfen wir unseren Blick für Begabungen und fördern sie wie Edelsteine aus der Erde. »Begabung« verstehen wir dabei nicht nur als Boah-bist-du-schnell-im-Kopf, sondern zählen dazu auch Merkmale wie Dran-Bleiben-Wollen, Kreativität, Motivation, Sinn für die Gemeinschaft und Fähigkeiten im Umgang mit Gefühlen. Wir orientieren unseren Begriff von Begabung an dem Drei-Ringe-Modell des Psychologen Renzulli sowie dem Münchner Begabungsmodell[1]. Begabungen und die Fähigkeit, sie zu entfalten, verändern sich übers Leben hinweg, das ist messbar. Und nicht alle spielgen sich (direkt) in Leistung wieder. Auch in Menschen, die bspw. bisher keine tollen Noten hatten, können besondere Potentiale schlummern. Denn wir wissen, dass Begabungen einen passenden Raum und Anreiz brauchen, damit sie sich entfalten, zeigen und wirken können. Dieser [Freiraum] möchte Sankt Afra sein.

FLOURISH: gedeihen, aufblühen, gestikulieren, schwingen, Blütezeit erleben, sich gut entwickeln, erfolgreich sein, mit etwas herumfuchteln. Schwungvolle Geste, theatralischer Auftritt, Schnörkel, Verzierung, Fanfare, Paukenschlag, Krönung. … Etwas zeigt sich kraftvoll.

[Freiraum für Persönlichkeit]
Stell dir vor, du darfst eine Schule erfinden. Was ist das für ein Ort? Wir machen Schule ständig neu, damit sie heute für morgen Sinn ergibt. Stell dir vor, du darfst diese Geschichte miterfinden. Ja, stell dir vor, so ist es wirklich!
Mit minimalen Regeln, die wir zusammen vereinbaren – das sind die eckigen Klammern, den den [Freiraum für Persönlichkeit] umfassen; wie das Papier, auf dem wir schreiben. Das ist: Freiraum für deine Neugier, deine Fragen, deine Begabungen, deine Zweifel. Freiraum für die ganze Person mit Ecken und Kanten, kein Zurechtstutzen. Raum zum Auszuprobieren. Für ständigen Wandel, neue Menschen, Blickwinkel, Träume. Hier können wir: zusammen leben, zusammen lernen, zusammen arbeiten. Kannst du dir das vorstellen?
Freizeit für Versöhnlichkeit
Nun ist es erstens so, dass wir praktisch in der Schule wohnen und folglich viel Zeit zusammen verbringen. Wir wollen viel von dieser Zeit, und manchmal wehrt sie sich wie irre dagegen. Dann kann es auch mal stressig werden und die Zeit peitscht wie ein hochnervöser Drache mit der Feuerzunge. – Ganz ruhig. Wir versuchen, diesen Drachen zu zähmen. Und wenn das gelingt, der Rhythmus stimmt, dann messen wir unsere Zeit nicht mehr an Leistung und unsere Leistungen nicht an der Anzahl der Produkte. Dann ist nichts tun nicht nichts, sondern Zeit, in der etwas keimen kann. Dann können wir viel wollen und gleichzeitig gnädig mit unserer Zeit sein. Dann fliegt dieser Drache uns überall hin. Kannst du dir dasvorstellen?


Verbundene Verschiedenheit
Nun ist es zweitens eine zahlenmäßig eher zarte Schule mit rund dreihundert Schülerinnern und Schülern. Das heißt, man kennt sich und man kennt sich schnell. Hier kommen brachial unterschiedliche Persönlichkeiten zusammen. Es bleibt dir gar nichts anderes übrig, als auch emotionale Muskeln zu trainieren. Beim Zuhören, beim Hinschauen, beim Nachspüren und Vorfühlen. Üben, sich wichtig zu nehmen. Üben, sich nicht zu wichtig zu nehmen.
Über unsere Gemeinsamkeiten kommen wir uns näher, mit unseren Unterschieden bereichern wir uns. Wir feiern die Eigenheiten mit vielen Stimmen. Wir feiern die Widersprüche. Diese hirnverdrehend schönen Widersprüche. Verbundene Verschiedenheit und verschiedene Verbundenheit.
Die Natur benutzt dasselbe Prinzip ja auch ziemlich erfolgreich, da heißt es »Diversität und Symbiose«.
Generalismus
Genial gelingt’s generell ganz ohne General. Wie wir Klarheit und Richtung finden, finden wir selbst raus. An Afra fördern wir die wuchtige Verwundert- und Verführtheit von mehr als nur einem Fach und mehr als nur einem Fach. Für Maulwürfe, die sich in mehr als eine Wiese eingraben wollen. Für Pinguine, die sich doch auch fürs Fliegen begeistern. Für Giraffen, die Bodenturnen lieben.
Das nennen wir mehrfachbegabt. Solchen Breitvernarrten bietet Afra generalistische Bildung und fördert eine vernetzte Expertise. Eine, die in die Tiefe geht, aber an mehreren Stellen.
Da begaben Begabungen sich besonnen besinnend besonders besonders. (Du ahnst schon, wir spielen gern.)


Educated Person
Also was ist nun der Mensch? Was kannst du hier werden? Du selbst, wieder anders. Verwandelt vom Wandeln in anderen Welten: intellektuell, kulturell, individuell. Ein Mensch mit Lust, Verantwortung für diese Welten zu übernehmen. Mit Lust, sich das nötige Wissen dafür zu besorgen und seine Fähigkeiten zu üben. Mit Bereitschaft zur dauerhaften Veränderung. Begeistert vom Begeistern.
Ahnst du was? Wir wollen nicht genügen. Genügend ist doch wirklich nie genug. Wir wollen noch weiter, weiter, über das Dach und hinter die Kulisse und tief in die Ozeane und durchs Wurmloch wohin?! Komm, wir sehen nach.
„Engagiert. Persönlich. Inspirierend. Ein Ort mit Herz und Anspruch.“
Leonardos Mutter